Interviews

AVEMIO AG – Die europäische Marktführerschaft im Visier!

André Will-Laudien, goingpublic.de, 27. August 2024

Das hatte sich CEO Ralf P. Pfeffer anders vorgestellt. Mit großen Ambitionen im Herbst 2023 an die Börse gestartet und sogleich in eine Branchenflaute geraten. Gepaart von wenig Investorenbereitschaft konnte die angekündigte Expansion nach Europa nicht termingerecht stattfinden. So ging es mit dem Umsatz auch nicht Richtung 110 Mio. EUR, sondern auf 99 Mio. EUR nach unten. Kein Beinbruch wie wir finden, denn die Ziele des umtriebigen Konzernchefs sind nicht aus der Welt und stehen nach umfangreicher Erfahrung eines holprigen Börsenstarts unverändert auf der Agenda. Die Zeichen stehen gut, denn die Avemio hat in 9 Monaten viel gelernt und bereits wichtige Schritte umgesetzt.

Das Jahr 2023 lief alles andere als gut

Als Ralf P. Pfeffer Ende Juni seine Geschäftszahlen für das Jahr 2023 veröffentlichte, musste er eingestehen, dass die ursprüngliche Prognose von 115 bis 120 Mio. EUR Umsatz und einem einstelligen EBIT in der Region 4 bis 6 Mio. EUR, dann doch nicht erreicht werden konnte. Schon im Januar gab das Management zur Kenntnis, dass die Umsätze sich schwächer entwickeln und dass im EBITDA nur knapp die Pluszone erreicht werden kann. Noch etwas schlechter lief es dann bis zum Jahresende. Insgesamt erreichte der Umsatz nur 99,2 nach 108,7 Mio. EUR und das EBITDA schaffte mit aller Kraft die Nulllinie nach 4,4 Mio. EUR in 2022. Ursächlich für die veränderte Umsatzentwicklung war insbesondere, dass die im Juni 2023 erworbenen Gesellschaften MoovIT GmbH und MoovIT Software Products GmbH entgegen der ursprünglichen Planung nicht rückwirkend zum 1. Januar 2023, sondern erst zum 1. September 2023 konsolidiert werden. Der darauf basierende Umsatzeffekt belief sich auf rund 3,6 Mio. EUR. Die negative Veränderung im EBITDA ist darüber hinaus durch unerwartet höhere Anlauf- und Entwicklungskosten von Start-ups und Inkubatoren im Konsolidierungskreis geprägt. Das Eigenkapital verbesserte sich zum 31. Dezember 2023 durch die Einbringung der Teltec AG um 13,4 auf rund 25,9 Mio. EUR. Damit erreichte die Eigenkapitalquote einen Wert von über 50 %.

Wilde Kurs-Spekulationen in 2023

Die Aktie der Avemio AG ist im April 2023 in den Primärmarkt Düsseldorf aufgenommen worden. Die ersten Wochen waren dabei geprägt von wilden Wachstumsspekulationen eines Börsenbriefs, der den Kurs von 40 auf über 80 EUR anstiegen ließ. CEO Ralf P. Pfeffer fühlte sich mit dieser Höherbewertung keinesfalls gut, denn kurz nach der Börseneinführung wollte das Unternehmen erst unter Beweis stellen, wie die europäische Konsolidierung in der Medien-Technologie von statten gehen kann. Bis Jahresende fiel die technische Sonderbewegung dann auch in sich zusammen und der Avemio-Kurs landete bei etwa 5 EUR. Mit 3,832 Mio. emittierter Stücke inklusive der jungen Aktien errechnete sich die Bewertung damit nur noch auf knapp 20 Mio. EUR. Für etwa 100 Mio. EUR Umsatz war die Aktie zu diesem Zeitpunkt sicherlich unterbewertet und auch die Research-Häuser revidierten ihre Schätzungen. Erst im Nachhinein stellte Avemio wohl fest, dass man es mit einem schwierigen Medienjahr zu tun hatte. Da gab es dann den einen oder anderen Anpassungsbedarf zu den vorherigen Prognosen. Insgesamt kein Beinbruch!

In der Realität angekommen

Die konjunkturelle Abkühlung führte insbesondere im zweiten Halbjahr 2023 zu einer deutlichen Abschwächung der Nachfrage. Hiervon betroffen waren große Projekte insbesondere zeigte sich die ausbleibende Investitionsbereitschaft in den Geschäftsmodellen im Bereich Social Media, die sich hauptsächlich aus Marketingbudgets finanzieren. CEO Pfeffer bezeichnete diese Situation mit „zugenähten Taschen“. Als Sahnehäubchen kam es dann wegen Preisanpassungen in der Branche auch noch zu einem Streik der Autoren- und der Schauspielergewerkschaft in den USA, der mit einiger Verzögerung auch erhebliche Auswirkungen auf die europäische Produktionslandschaft hatte. Die Einigung mit den Gewerkschaften dauerte allerdings bis zum Jahresende, nun laufen die Produktionen in Übersee wieder sukzessive an. In Europa wird sich dies mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung trotz flauer Konjunktur positiv bemerkbar machen.

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